Sonntag, 20. September 2015

Of all the paths you take in life, make sure a few of them are dirty

Das "tote Herz" Australiens war richtig gut! Die meisten Leute, überwiegend die Klischee-Touris, fliegen normalerweise schnell nach Yulara (Resort der Superlative), sehen sich einen Tag lang den Uluru an und hauen dann sofort ab. Es wird immer vergessen, dass es noch viel mehr in der Gegend um Alice Springs herum gibt! Waren zuerst beim Kings Canyon, im tiefsten Nirgendwo. Kleiner als der Grand Canyon, aber er steht in dessen Schönheit angeblich nichts nach. Vor ein paar Monaten ist eine Backpackerin beim Versuch, das perfekte Selfie zu machen, von der Kante gestürtzt und gestorben. Wir sind vier Stunden lang an besagter Kante entlang gewandert und es war unheimlich schön, aber auch sehr anstrengend bei extremer Hitze. Nicht umsonst heißt der Weg Heart Attack Walk.
Am zweiten Tag waren wir erst bei den Kata Tjutas ("Viele Köpfe") und sind durchs Valley of the Winds gelaufen. Es handeln sich quasi um viele Steinkuppeln (bis zu 500m hoch), die zusammen schmale Schluchten und Durchgänge formen, echt beeindruckend. War halt immer blöd, dass es eine geführte Tour war, man nie seine Ruhe hatte und sich irgendjemand immer daneben benommen hat. Man musste immer brav warten, bis auch alle ihre Fotos gemacht haben, erst dann ging es weiter. Und ein SEHR patriotisches US amerikanisches Pärchen hat mir einen ewig langen Vortrag gehalten, warum Donald Trump den perfekten Präsidenten abgeben würde. Some people just want to watch the world burn.
Abends haben wir uns an einem Lookout den Sonnenuntergang beim Ayers Rock  angesehen. War zwar nice, wie er im Licht seine Farben gewechselt hat und glühend rot aufleuchtete, aber die Touristenmeute hat alles zerstört. Auf den Bildern sieht man immer den einsamen Felsen in der Wüste, in Wirklichkeit stehend tausend Leute hinter dem Fotografen und machen einen Höllen Lärm. Konnte ich wirklich nicht genießen und habe mir gewünscht, privat mit ein paar Freunden und meinem Auto da zu sein, selber einen schönen ruhigen Ort zu finden und sich das anzusehen. Werde so eine blöde Tour nie wieder machen. Naja, immerhin war das Essen gut (Känguru, Krokodil, Kamel...), und nachts haben wir in Swags unter freiem Himmel geschlafen. Alle hatten ein wenig Schiss wegen Spinnen und so, aber die wahre Gefahr waren in meinen Augen die Wildpferde, die überall frei rumgelaufen sind und in der Nacht auf einen drauf trampeln konnten. Ist aber nichts passiert. Ein paar Dingos sind auch einfach zwischendurch durchs Camp gelaufen und man konnte sie nachts heulen hören.
Heute am letzten Tag sind wir nochmal zum Uluru gefahren und haben den 12km langen Walk drumzu gewagt. War verdammt heiß, obwohl es schon um 7 Uhr morgens losging, aber hat sich gelohnt! Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Massives gesehen. Ein einziger riesiger Fels, so hoch wie der Eiffelturm, rostrot. Irgendwie konnte man sich nie dran satt sehen. Er strahlt wirklich etwas Ehrfurchterregendes aus, und die schiere Größe haut einen echt um. Da er nicht glatt, sondern von zahllosen Furchen und Narben versehen ist, sieht er von allen Seiten anders aus. Und jede dieser Unregelmäßigkeiten scheint eine Aborigine Geschichte zu haben die erklärt, wie sie entstanden ist. Weil Fotos vom Uluru im kommerziellen Sinne nur aus wenigen Perspektiven veröffentlicht werden dürfen, war ich echt überrascht, wie er teilweise von nahem aussieht.
Jedenfalls waren ein paar Leute und ich unterwegs auf dem Base Walk, als auf einmal eine lebende Schlange mitten im Weg lag. War mir nicht sicher, was für eine es war und hab sie natürlich in Ruhe gelassen. Später hat der Guide sie anhand meines Fotos als einen Inlandtaipan identifiziert.  Sehr selten, und die giftigste Schlange der Welt! Ihr Gift ist etwa 20mal stärker als das der giftigsten nicht-australischen Schlange, der Kobra. Bei einem Biss ist man quasi sofort tot. Welcome to Nopeland! Geil, so eine mal wild gesehen zu haben, und nicht im Zoo :D
Außerdem waren wir zwischendurch auf einer Kamelfarm, wo Rennkamele gezüchtet wurden. Deren Landbesitz war etwa so groß wie Dänemark.  Kamele sind so coole, treu-doofe Tiere! Durfte eine Runde durchs Paddock reiten und war sehr überrascht, dass man wie auf einem Pferd leichttraben konnte. Krass, wie riesig die auch sind.
Ja.... Und jetzt bin ich wieder in Alice. Der Greyhound Bus nach Townsville ist für übermorgen gebucht; für einen Flug wollten die knapp 700$ haben, sind die bekloppt?! Ist ja nicht so, dass ich in letzter Zeit nicht schon genug im Bus/Auto saß. Erst 3000km von Cairns nach Darwin, dann 1500km nach Alice, die letzten drei Tage nochmal insgesamt 1500km zum Uluru etc, und jetzt nochmal knapp 3000km zurück nach Queensland.
Cheers!




















Donnerstag, 17. September 2015

We of the Never Never

Ich habs geschafft! Nach kürzester Zeit haben sich etliche Interessenten gemeldet, die mein Auto haben wollten. Vor zehn Monaten habe ich in Adelaide 1000$ dafür hingelegt, letztendlich hat ein französischer Backpacker mir erstaunliche 1800$ für meine Mitsi bezahlt; ich hatte mit viel weniger gerechnet und bin total glücklich darüber. Mit erheblich schwererem Portemonnaie bin ich sofort zum Mindil Beach Market gelaufen, wo es unzählige Spezialitäten aus so ziemlich allen Ländern der Welt gibt, sogar holländische Poffertjes. Zum allerersten Mal habe ich nicht auf den Preis geguckt und mir einfach alles zu essen gekauft, was ich wollte. Garnelen, Kalamari, Squid und Muscheln, Thai-Frühlingsrollen, einen großen Mango-Passionsfrucht-Smoothie und ein Stück Pavlova (australisches Dessert). Und das alles bei Sonnenuntergang am Strand, ein Aborigine hat im Hintergrund Didgeridoo gespielt. Hammer! Die restliche Woche bis zu meiner Tour nach Alice Springs bin ich barfuß durch Darwin spaziert (hab fast schon vergessen, dass ich Schuhe besitze und sie beinahe im Auto vergessen) und mit den Australiern, Amis und Engländern aus dem Gecko Lodge Hostel gechillt, am Pool gelegen und entspannt.
Die Stadt hat eine recht harte Geschichte: Im zweiten Weltkrieg war Darwin die Frontline der Alliierten gegen die Japaner und ist die einzige Stadt Australiens die jemals bombardiert wurde. Genau genommen hat Darwin 64 Angriffe überlebt und mehr Bomben abbekommen als Pearl Harbour. 1974 zerstörte der Zyklon Tracy die Stadt fast vollkommen und ließ nur 400 der ursprünglichen 11 200 Häuser übrig.
Gestern musste ich mich um sechs Uhr morgens von meinen Hostelgenossen verabschieden und bin in den Bus von "Mulgas Adventures" gestiegen.
Die Edith Falls im Nitmiluk kannte ich schon , aber der nächste Halt bei den Mataranka Hot Springs war Wahnsinn! Haben uns den super klaren, warmen Fluss, der sich durch dichten Palmenwald bahnt, hinuter treiben lassen. Am Abend haben wir im ältesten Pub im Northern Territory Barramundi Burger gegessen und in kleinen Hütten geschlafen. Daly Waters hieß das Dorf, und hatte stolze acht Einwohner, ernsthaft.
Heute war der erste Stop in Tennant Creek. Die "Stadt" hat 3.000 Einwohner und ist das Dienstleistungszentrum für ein Gebiet, das so groß ist wie ganz Großbritannien. Außer einer alten Telegraphenstation gab es aber nicht viel zu sehen. Nach einer weiteren Autostunde Richtung Süden kamen die Devil's Marbles, in der Sprache der Warumungu auch Karlu Karlu genannt. Nach deren Glauben sind es die Eier der Regenbogenschlange aus ihren alten Traumzeit-Geschichten. Im Prinzip sind es mehrere riesige Steinkugeln, die random auf einem Fleck verstreut sind. Ziemlich beeindruckend. Die Weißen nennen sie Devil's Marbles, weil Vieh, das hier das spärliche Gras frisst, irgendwann tot umkippt. Anscheinend haust hier der Teufel. War jedenfalls der schönste Ort im NT an dem ich bisher war! Außerdem haben wir kurz bei Whycliffe gehalten, die UFO-Hauptstadt Australiens. Angeblich werden hier alle paar Wochen irgendwelche Objekte am Himmel gesichtet, und das wird ziemlich zelebriert. Der Ort besteht übrigens aus einer Tankstelle. Das wars.
Jetzt sind wir endlich in Alice Springs angekommen, eine der abgelegensten Städte der Welt. Die Farmen um diese Gegend herum sind bis zu 5 Millionen Hektar groß. Die Stadt ist auch das Ausgangslager des berühmten Royal Flying Doctor Services, der ein Gebiet von 1,25 Mio Quadratkilometer abdeckt. Außerdem zeichnet sich Alice durch seine hohe Aborigine Dichte aus; hier werden bei 25000 Einwohnern neben Englisch sechs verschiedene uralte indigene Sprachen gesprochen.
Der erste Eindruck ist recht schroff und robust, wie in einem alten Westernfilm mit Sattlern und Schmieden, rustikalen Pubs, die Sonne brennt wie die Hölle, und laut meinem Guide wird hier nichts anderes als Bier getrunken, deshalb sei die Wasserknappheit nicht so dramatisch :D Morgen beginnt die eigentliche Tour zu den großen Sehenswürdigkeiten des Red Centers: Kings Canyon, Kata Tjuta, und der Ayers Rock. Bin gespannt!
















Montag, 7. September 2015

Surrender to nothing

So einiges hat sich getan! Wir sind in Darwin angekommen und die Jungs haben zum Glück sofort einen Job gefunden (bei 27cent auf dem Konto wars ein wenig knapp), ich habe beschlossen,  mit meiner verbliebenen Zeit noch eine letzte große Sache zu starten. Nächste Woche geht es für fünf Tage nach Alice Springs, sehe mir den Ayers Rock plus Surroundings an und fliege dann weiter. Bis dahin muss aber mein Auto weg! Habe schon vier Interessenten, die es sich die nächsten Tage ansehen, und ich bin fleißig am Kram verkaufen, der sich die letzten Monate im Auto angesammelt hat und ich nicht mitnehmen kann. Bald werde ich nur noch mit dem Rucksack unterwegs sein, auch mal nice. 
Die letzten Tage konnte ich so einige Dinge auf meiner Bucket List abhaken: Wir waren im Nitmiluk und im Litchfield Nationalpark wandern, konnten bei Wasserfällen schwimmen, sind von Klippen in kühle Rockpools gesprungen und haben uns in glasklaren Flüssen, die von heißen Quellen gespeist werden, kilometerweit treiben lassen. Wunderschön hier! Bei den Katherine Hot Springs haben wir mit Aborigine Kindern im Wasser gespielt, und bei den Edith Falls saßen wir den ganzen Tag, haben gechillt und Gitarre gespielt... einfach eine gute Zeit gehabt. 













Dienstag, 1. September 2015

Make your Lifestory worth telling

 Die Frage aller Fragen: Schafft mein Auto es durchs Outback? Alex, Maxi und ich lassen es einfach drauf ankommen. 17 000 Kilometer hat Mitsi mich schon begleitet, wir haben Höhen und Tiefen zusammen erlebt, und jetzt vertraue ich ihr ein weiteres Mal. Manchmal springt der Motor einfach nicht an oder die Batterie ist scheinbar leer ohne Grund, aber nach einem Bier am Straßenrand geht es dann aus unbekannten Gründen wieder.
 In Mareeba haben die Jungs und ich gestern noch alles organisiert, Öl nachgefüllt, vollgetankt, Unmengen an Essen und Wasserkanistern gekauft und uns von den anderen Arbeitern verabschiedet. Noch eine Nacht auf der Farm geschlafen, Schweine gefüttert, uns  am nächsten Tag im Futtertrog gewaschen und das Auto beladen. Da wir zu dritt sind, muss einer von uns hinten auf der Matratze  zwischen dem ganzen Gepäck (Backpacks, Gitarrenkoffer, Lebensmittel, Gaskocher, Zelte...) mitfahren. In der Region um  Hughenden war ich an der Reihe, im kochend heißen Kofferraum zu liegen, als hinter uns auf einmal Polizeisirenen ertönten. Sind ca 10km zu schnell gefahren. Scheiße scheiße scheiße!
 Ich natürlich schnell unter den Decken versteckt und Luft angehalten, die Jungs haben gefühlt ewig mit den Polizisten gesprochen, Alkoholkontolle, dann dachten die auch noch dass unsere kleine Petersilien-Reisepflanze auf dem Armaturenbrett Marihuana wäre und unsere Musik-Box eine Bombe oder so.... Oh Gott, und unter der Decke wurde es heißer und heißer und ich bin tausend Tode gestorben. Dann haben sie uns aber in Ruhe gelassen und wir durften mit einer Verwarnung weiterfahren. Alter, was fürn Glück wir hatten!
 Die Landschaft hat sich in den letzten paar Stunden vom fruchtbaren Grün des Regenwaldes zum vertrockneten Gelb der Wüste und schließlich zu einem strahlenden Rot verändert. Mir wurde vor meiner Reise erzählt, Australien hätte immer nur die selbe Landschaft zu bieten, aber das ist absoluter Quatsch!
Mir gefällts hier. Egal in welcher Richtung man schaut, man sieht den Horizont und das weite Nichts. Rinderherden werden mit Helikoptern getrieben, endlos lange Roadtrains donnern vorbei, Kängurukadaver am Straßenrand, geile Sonnenaufgänge.