Sonntag, 8. Februar 2015

Die geheime Stadt der Backpacker

An einem mysteriösen Ort, für finanziell und sozial besser Gestellte nicht erreichbar, blüht und lebt eine geheime Stadt. Gut getarnt am Rande der Zivilisation, ohne Wasserzufuhr, Strom oder sonstigem Luxus leben hier die Backpacker,  die auf den Plantagen um Shepparton herum ihre Brötchen verdienen. Beziehungsweise ihr Weißbrot und ihren Goon. Und ich bin eine von ihnen.
Eigentlich ist es ein Reservat am anderen Ufer eines großen Flusses, nur über eine schmale Hängebrücke erreichbar. Wenn man diese Brücke betritt, sieht man erst nur wilde Waldlandschaft (deshalb für locals unauffällig und uninteressant), aber dann weht einem der aufgewirbelte Staub der 4WD's entgegen, sowie der Duft von frischem Brokkoli (fellows will understand).  Man geht ein paar Meter in den Wald rein und schon wird man von allen Seiten von Unbekannten begrüßt, auf ein Bier am Lagerfeuer eingeladen und kann die fantasievollsten Zeltkonstruktionen aus Ästen, Laub, Einkaufswägen und Alditüten bestaunen. Viele haben sogar Kinderplantschbecken mit Wasser aus dem Fluss, Baumhäuser und umgebaute Schulbusse vorzuweisen! Es ist eine unglaubliche Gemeinschaft, die den lächerlichen Witzbetrag vom Fruitpicken zelebriert (immerhin bekommen wir die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns!) und darauf trinkt, anstatt schlechte Laune zu schieben. Klar, bis früh morgens hört man den Lärm der Feiernden und ab und zu gerät mal ein Lagerfeuer außer Kontrolle, aber sonst ist es der tollste Ort überhaupt! Gestern Nacht hat die Feuerwehr versucht, mit ihren Trucks in das Camp zu kommen, weil die wohl den Rauch gesehen hatten, habens aber nicht geschafft. Die Hängebrücke ist natürlich nur für Fußgänger, und der Zufahrtsweg für Autos und Vans ist sehr geheim und abenteuerlich. Ungerne zwinge ich meinen geliebten Mitsubishi dadurch, aber was soll man machen.  Hier kann man kostenlos pennen, hat Gesellschaft und jede Menge Platz und Natur. Besser als jedes überteuertes Backpackerhostel.






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